Es gibt so viele traurige, aber zu gleich auch schöne Geschichten, die von tierischen Helfern erzählen. Und so eine hat mich wieder erreicht: Marisa lebt mit PTBS, was ihr Leben in vielen Bereichen erschwert (was das genau ist, erklärt sie in ihrem Gastbeitrag). Doch glücklicherweise hat sie eine große Hilfe gefunden und zwar ihren Labrador Hodor.

In der heutigen Zeit gibt es viele tierische Helfer. Es gibt Hunde, die bei der Suche von Menschen behilflich sind, es gibt welche, die Menschen in Altersheimen besuchen, es gibt Hunde im Polizeidienst und vieles mehr. Und es gibt die sogenannten Assistenzhunde, in meinem Fall der PTBS Assistenzhund.
Das klingt wahnsinnig wichtig und kompliziert, deswegen erkläre ich zu allererst die Abkürzung. PTBS steht für die posttraumatische Belastungsstörung, welches ein Resultat auf ein (oder mehrere) extrem belastende Ereignisse ist. In meinem Fall ist es jahrelange emotionale Vernachlässigung sowie emotionaler und sexueller Missbrauch, es kann aber auch infolge von Kriegserlebnissen, Unfällen, erlebten Naturkatastrophen und vielem mehr auftreten.
Zu der PTBS „leide“ (in Anführungszeichen, weil ich das Wort leiden einfach nicht mag, leben mit würde eigentlich eher passen) ich auch noch an Depressionen, Angststörungen/Panikstörung, einer Essstörung und Depersonalisation. Eine Depersonalisation beschreibt den Zustand beziehungsweise den Verlust des eigentlich ursprünglichen und natürlichen Persönlichkeitsgefühls. Am einfachsten lässt es sich vermutlich erklären mit einem Gefühl, neben sich zu stehen. Es gibt Zeiten, wo ich einzelne Körperteile nicht mehr spüre oder wie gelähmt wirke.
Hodor erkennt Panikattacken frühzeitig und schreitet ein
Mein Alltag ist dementsprechend eingeschränkt, durch die immer wiederkehrende Panik und die Depersonalisation gehe ich kaum allein aus dem Haus. Dort draußen ist für mich ein ungeschützter Bereich mit viel zu vielen Außenreizen, die zu Panikattacken führen. Gerade wenn ich in die Depersonalisierung falle, habe ich das Gefühl vollkommen ausgeliefert zu sein. Entfernungen und Orte können nicht mehr richtig eingeschätzt werden und so führt dies zum Beispiel zu Verirrungen in eigentlich bekannten Gebieten. Hier kommt mein Hund Hodor ins Spiel.
Durch eine spezielle Ausbildung lernt er, kleinste Veränderungen meines Körpers – sei es der Geruch oder auch die Körperspannung – wahrzunehmen und anzuzeigen. Das hilft mir, zum Beispiel eine aufkommende Panikattacke frühzeitig zu erkennen und einzuschreiten, indem Hodor mir zum Beispiel meine Medikamente bringt oder mich von der Menschenmenge entfernt. Durch die kontinuierliche Begleitung meines Hundes schaffe ich es inzwischen sogar wieder, einkaufen zu gehen. Ja richtig, durch seine Ausbildung darf er nämlich auch in Lebensmittelgeschäfte mit rein. Vorher musste ich immer jemanden mitnehmen zum Einkauf und erlitt trotzdem mindestens eine große Panikattacke. Dies alles ist seit Hodor nicht mehr der Fall, was für mich ein absoluter Gewinn an Selbstständigkeit ist.
Nicht mehr in der Notaufnahme
Natürlich bin ich inzwischen nicht frei von der Angst, ganz im Gegenteil. Aber Hodor hilft mir, dass alles etwas erträglicher, aushaltbarer für mich geworden ist. Ich fühle mich nicht mehr so hilflos und weiß, dass ich meinen Helfer immer an meiner Seite habe. Auch bin ich, seitdem Hodor so richtig ausgebildet wird, nicht einmal mehr in der Notaufnahme des Krankenhauses gelandet wegen einer Panikattacke, was ein wahnsinniger Fortschritt ist. Zuvor war ich regelmäßiger „Kunde“ dort, musste zeitweise sogar mit dem Rettungswagen abgeholt werden und mit Lorazepam, Tavor, oder wie sie alle heißen, ruhig gespritzt werden. Dass das nicht angenehm, für beide Parteien, ist, kann man sich vielleicht denken.
Wenn ich inzwischen in der Panik verfalle, ist Hodor da. Er schmiegt sich an mich und beruhigt durch seine Berührungen meinen Herzschlag merkbar. Außerdem kann ich durch ihn die Begrenzung meines Körpers wieder spüren, was mich am kompletten abdriften hindert. Durch Hodor und seine Hilfe komme ich schneller aus der Attacke und verliere mich nicht mehr so darin – und wenn es doch einmal passiert, ist er da und bringt mir meine Notfallmedikamente.
Hodor ist also viel mehr als ein Begleiter, er ist meine Gehhilfe, mein Krankenpfleger, mein Beruhigungsmittel – er ist mein Retter.
Vielen lieben Dank an Marisa für ihren Beitrag und ihre sehr persönliche Geschichte! Falls Du mehr über Marisa und Hodor erfahren möchtest, schau doch mal auf ihrer Facebookseite vorbei.

Hast/hattest auch Du einen tierischen Helfer oder arbeitest mit einem zusammen? Dann freue ich mich, wenn Du mit Deiner Geschichte das Projekt unterstützt und mir eine E-Mail schickst!