Bea hat in ihrem Leben einige schlimme Erfahrungen gemacht, die schwere Folgen auf ihr Leben haben. Doch einiges hat sich bei ihr bereits gebessert, dank ihres vierbeinigen Freundes Valentino. In diesem Gastbeitrag erzählt sie ihre Geschichte.

Ich bin Bea, 29 Jahre alt und lebe nun seit 3 Jahren mit meinem für mich speziell ausgebildeten PTBS-Assistenzhund, Valentino, zusammen. Ich leide unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, Depression und dissoziativer Störung. Dies sind die Folgen von jahrelanger Traumatisierung in der Kindheit und Jugend.
Kurz nach meiner Ausbildung kam mein kompletter Zusammenbruch. Es kam alles schleichend und ich gab alle Kraft, meine Symptome zu verstecken. Ich litt unter massiven Schlafstörungen und Alpträumen, Zeitlücken, Panikattacken und plötzlich aufkommenden Todesangst. Nach und nach verschlechterte sich mein Zustand so massiv, dass ich meine Wohnung nicht mehr alleine verlassen konnte. Trotz jahrelanger engmaschiger Behandlung durch meine Fachärzte, Psychotherapie und Medikamenten, verschlechterte sich mein Zustand die kommenden Jahre massiv. Ich verließ meine Wohnung irgendwann gar nicht mehr, war ständig auf die Hilfe und Begleitung meines Ehemannes angewiesen. Nur mit ihm zusammen konnte ich, für die Termine bei meinen Ärzten, die Wohnung kurzzeitig verlassen.
Ins Café sitzen und den Sonnenschein genießen? – Ging nicht!
Sich mit Freunden treffen? – Ging nicht!
Am Hochzeitstag essen gehen? – Ging nicht!

Ich litt unter Angst- und Panikattacken, die mich regelmäßig durch ein unbestimmtes Geräusch, einen Geruch, die Mimik oder Gestik eines Menschen, einholten. In diesem Zustand fiel ich entweder in Freeze (Erstarrung) oder in einen Fluchtzustand, in dem ich unkontrolliert weglief und mich selbst in gefährliche Situationen brachte (z. B. vor ein Auto lief). Dies ist nur eines der Symptome, unter denen ich litt, dazu kam die Depression, die mich regelmäßig lahmlegte und mir meine ganze Kraft und meinen Lebensmut nahm.
Meine Ärzte drängten mich zu einem Klinikaufenthalt, der allerdings die Situation nur noch verschlechterte. All das endete in einer akuten Krise, die die Sehnsucht nach dem Tod in mir entfachte.
PTBS-Assistenzhunde helfen ein eigenständiges Leben zu führen
In dieser Zeit wurde ich auf die PTBS-Assistenzhunde aufmerksam. Diese Hunde helfen Menschen wie mir, sich in ihrem Leben wieder zurechtzufinden. Dies war meine Hoffnung. Diese Hunde helfen in solchen Krisen ebenso wie in Freeze- oder Fluchtzuständen, verhindern Panikattacken und Dissoziationen (Zeitlücken) und helfen dem Betroffenen, wieder ein eigenständiges Leben zu führen.
Ich machte mich auf die Suche und fand eine Trainerin, die sich auf die Suche nach einem passenden Hund machte und mit der wir dann zusammen die Ausbildung machen konnten.

Das ist nun 3 Jahre her, seitdem lebt mein PTBS-Assistenzhund Valentino bei mir. Valentino und ich absolvierten die Ausbildung und ich durfte so viel lernen. Nicht nur der Hund lernt, sondern der Mensch ebenso. Ich musste mich im Rahmen der Ausbildung auch immer wieder in Situationen bringen, die mir Angst machten. Diese sind z. B. das Einkaufen im Supermarkt, an der Kasse zu warten, wenn die Menschen dann so dicht aufrücken. Dies setzt mich massiv unter Druck und Valentino hat gelernt, mich da zu schützen indem er hinter mir für Abstand sorgt. Er hat gelernt Panikattacken zu unterbrechen, mir meine Notfallmedikamente zu bringen, er geht in dunkle Räume vor und schaut, ob sich dort eine Person aufhält, er kann mich z. B. aus dem Supermarkt heraus führen, wenn ich eine Panikattacke bekomme. Ebenso hat er gelernt mich an bestimmte Orte zu führen, so z. B. wenn ich nicht mehr weiß, wo ich bin, bringt er mich sicher nach Hause und sorgt dafür, dass ich nicht einfach auf die Straße vor ein Auto laufe. Er weckt mich aus Alpträumen und schaltet das Licht an, er unterbricht dissoziative Krampfanfälle und einiges mehr.
Ich durfte lernen, dass ich mich blind auf ihn verlassen kann. Valentino hat große Freude an seiner Aufgabe und für mich ist es wahnsinnig erleichternd, dass ich keine Belastung mehr bin, sondern mit den Aufgaben, die er für mich übernimmt, ihm sogar noch eine Freude mache. Eine ganz neue Erfahrung, eine, für die ich so unendlich dankbar bin.
Bevor Valentino kam, war mein Leben für mich kaum mehr auszuhalten, heute bin ich nicht geheilt und vor mir liegt noch ein langer Weg und viel Arbeit in der Therapie. Ich habe heute aber einen Helfer an meiner Seite, der mich so annimmt wie ich bin, der mich nicht bewertet, der mir liebevoll hilft und mir dadurch sehr viel Kraft gibt.
Ein dickes Dankeschön an Bea dafür, dass sie das Projekt mit ihrer Geschichte unterstützt! Wenn Du mehr über Bea und Valentino erfahren möchtest, schau doch auf ihren Blog vorbei oder auf ihrer Facebookseite.

Hast/hattest auch Du einen tierischen Helfer oder arbeitest mit einem zusammen? Dann freue ich mich, wenn Du mit Deiner Geschichte das Projekt unterstützt und mir eine E-Mail schickst!
2 Comments
Wow ich dachte immer das es mir alleine so geht, dass mein Hund mir Seelisch hilft. Ich habe eine Sozialphobie und Depressione inkludive Panikattacken und konnte lange nirgendswo alleine hin. Seit dem ich meinen Hund habe, kämpfe ich endlich, gegen mich und meinen Kopf, damit ich das Leben mit meinem Hund genießen kann. Dank Haydn mache ich jetzt sogar für meine Gesundheit und gegrn meine Angst Rally Obedience.
Endlich fühl ich mich nicht mehr allei e
Liebe Daniela,
vielen lieben Dank für Deine offenen, ehrlichen Worte und entschuldige bitte vielmals, dass ich erst jetzt antworte!!! Mein Papa ist leider vor kurzem plötzlich gestorben und das hat mein Leben ganz schön durcheinander gebracht, sodass ich das Projekt und meinen Blog vernachlässigt habe… 🙁
Es freut mich aber sehr von Dir zu lesen, dass Haydn Dir auch so hilft und vor allem dass er Dir geholfen hat, wieder zu kämpfen! Und nein, Du bist absolut nicht alleine, aber ich kann nachvollziehen, dass Du das geglaubt hast. Mir ging es auch bei vielem so, auch wenn ich natürlich andere Probleme habe/hatte als Du…
Bea und Valentino sind ein tolles Team und es ist unglaublich, was die beiden meistern. Aber auch die beiden sind nicht die einzigen. Falls Du den Beitrag noch nicht gelesen hast, hier lernst Du Marisa und Hodor kennen https://tierischehelfer.com/mein-weg-aus-der-angst-mit-hodor/ die beiden verbindet eine ähnliche Geschichte. Wer leider auch Erfahrungen mit Depressionen hat, aber auch eine hündische Hilfe und recht gut damit umgeht, ist Sabrina von Hundetage & Hundstage (http://www.hundetage-und-hundstage.de/). Alle drei findest Du auch bei Facebook, falls Du da unterwegs sein solltest. Und es gibt noch mehr Menschen und mit tollen Helfern! Vielleicht helfen Dir die Texte der drei auch ein Stück und machen Dir Mut nicht aufzugeben!? Ich wünsche Dir und Haydn auf jeden Fall alles Gute und wenn Du mein Projekt unterstützen möchtest, kannst Du auch gerne einen Beitrag schreiben (muss Du natürlich nicht, ich freue mich auch einfach, wenn Du vielleicht ab und zu hier reinschaust, aber vor allem, wenn Dir der Beitrag von Bea ein bisschen geholfen hat und Mut gemacht hat!!!!!).
Liebe Grüße
Anni